Stellungnahme zu Homosexualität im Iran. ÖGS und COURAGE bestürzt über Menschenrechtsverletzungen im Iran und in Deutschland.
In Deutschland wurde einem 32-jährigen homosexuellen Iraner das Asyl verwehrt und lediglich eine „Duldung“ gewährt. Als dieser eine Lebensgemeinschaft mit deinem Lebensgefährten eintragen lassen wollte, wurde ihm diese „Duldung“ jedoch entzogen. Seither sitzt er in Schubhaft und wartet auf seine Abschiebung.
In der Stellungnahme des UNHCR Berlin (2002) zur „Verfolgungssituation Homosexueller in der Islamischen Republik Iran“ heißt es: „Homosexuelle Handlungen sind in der Islamischen Republik generell verboten und unterliegen einem strengen Strafregime.“ Genauer gesagt sind damit 100 Peitschenhiebe gemeint und bei Wiederholung die Todesstrafe. Ganz zu schweigen von Folter und Misshandlungen während der Haft.
Heterosexualität und Homosexualität sind aus der Sicht der heutigen Humanwissenschaften verschiedene Ausprägungen der einen vielgestaltigen menschlichen Sexualität. Homosexualität und Heterosexualität sind gleichwertige Entwicklungsvarianten der einen menschlichen Sexualität und somit Ausdrucksformen menschlicher Intimität und Liebe. Homosexuellen wie Heterosexuellen geht es um dieselben Gefühle, Wünsche und lebensnotwendige Grundbedürfnisse wie Angenommensein und Geborgenheit, Zuneigung und Verbundenheit, Vertrautheit und Intimität, Erotik und Sexualität, Freundschaft und Liebe.
Die psychosexuelle Identität und das Leben und Gestalten der sexuellen Orientierung eines Menschen ist ein Grund- und Menschenrecht! „Es ist für mich als Sexualwissenschafter und Humanist unverständlich, dass die Deutsche Bundesregierung dieser massiven Menschenrechtsverletzung ihres Verwaltungsgerichtshofes nicht sofort Einhalt gebietet. Zutiefst betroffen macht mich, dass einem Homosexuellen, nur weil er seine Lebensform leben und gestalten will, die ‚Duldung’ in einer demokratischen Republik verwehrt wird. Hier ist klar von Homophobie zu sprechen; mehr noch: von struktureller antihomosexueller Gewalt.“, erklärt Mag. Johannes Wahala, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung und Leiter der Beratungsstelle COURAGE für gleichgeschlechtliche und transGender Lebensweisen.
Menschenrechte sind unteilbar! Und doch scheinen wir in der Durchsetzung von ihnen Unterschiede zu machen. Es ist für uns als demokratische EuropäerInnen und SexualexpertInnen beschämend, wie zurückhaltend bisher die Europäische Union und ihre Staaten auf die Hinrichtung der beiden jugendlichen Homosexuellen im Iran reagiert haben.
„Trotz dieser absoluten Bestürztheit über diese unfassbaren Ereignisse, möchte ich auch meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass einem schwulen Paar und einer lesbischen Frau in Österreich aufgrund der Verfolgungssituation Homosexueller im Iran politisches Asyl gewährt wurde.“, so Wahala. Die Beratungsstelle COURAGE hat dazu beitragen dürfen, indem sie diese Frauen und Männer in ihrer psychischen Ausnahmesituation begleitete und sexologische Stellungnahmen abgab.