"Ganz schön intim" - Sexuelle Bildung stärkt Kinder und deren Integrität.

Augenscheinlich haben die meisten KritkerInnen die Materialien auch nicht sorgfältig durchgesehen, sondern springen blind auf die Empörungswelle auf. Dabei geht unter, dass die Unterrichtsmaterialien dazu beitragen sollen, Kinder vor Übergriffen, sexualisierter Gewalt und Missbrauch zu schützen. Die Gefahr ist, dass durch Tabuisieren sexueller Themen, Kinder mit Fragen und Themen alleine gelassen werden. Je nach Alter und Entwicklungsstand können aber passende Antworten gegeben werden ohne dass Kinder überfordert oder „verführt“ werden. In diesem Zusammenhang ist es erstaunlich, wie wenig Wissen um die psychosexuelle Entwicklung von Kindern besteht und wie schnell erwachsene Sexualität auf Kinder projiziert wird.

Vor allem was vielfältigste Lebens- und Liebesweisen betrifft, werden Kinder unterschätzt. Sie können im Gegensatz zu vielen Erwachsenen die unterschiedlichsten Menschen und Beziehungsformen akzeptieren. Kindern fallen ungewöhnliche Dinge auf und sie stellen entsprechende Fragen. Umso wichtiger, dass hier Antworten gegeben werden können. Und, dass unsere Gesellschaft eine vielfältige und pluralisierte ist, mag nicht allen passen, Realität ist es allemal.

Dass in dieser Gesellschaft Minderheiten besonderer Schutz gebührt sollte eine Selbstverständlichkeit sein ebenso, wie deren Thematisieren in sexualpädagogischen Materialien. Die Gleichstellung verschiedener Lebens- und Liebesformen bedeutet keine Diskreditierung der Vater-Mutter-Kind-Familie, sondern entspricht einer Haltung der Wertschätzung und des Humanismus.

Sehr schnell gehen diese Reaktionen in eine anti-humanistische, homophobe und/oder fundamentalistisch-religiös anmutende Richtung. Sexuelle Bildung muss der Vielfalt unserer Gesellschaft gerecht werden – ohne ein Wertesystem zu bevorzugen. Als Basis dienen die sexuellen und reproduktiven Rechte. Diese umfassen unter anderem das Recht auf Information und Bildung, die freie Entscheidung für oder gegen Ehe und die Gründung und die Planung einer Familie und das Recht auf Gedankenfreiheit.

Es ist traurig, dass auf diese Rechte auch in Österreich immer und immer wieder hingewiesen werden muss.

In der Aufregung ging auch unter, dass sich diese Handreichung an Pädagogen und Pädagoginnen richtet und es deren Auswahl bedarf, wann mit welcher Methode mit welcher Altersgruppe/Klasse zu einem bestimmten Thema gearbeitet wird. Ein Appell geht an die Ausbildung der PädagogInnen, sie dementsprechend zu qualifizieren und sexuelle Bildung stärker in den entsprechenden Curricula zu verankern und entsprechenden Qualitätskriterien unterliegt. Die Materialien des Vereins Selbstlaut erfüllen diese im Übrigen.

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